Jetzt spielen sich in naturbelassenen Gärten vor unseren Haustüren wieder Dramen im Unscheinbaren ab. Gerade neulich konnten wir so einen wahren Krimi der Natur verfolgen. Protagonisten waren dieses Mal eine Stachelbeer-Wespenbiene als eierschmuggelnde Betrügerin und eine Fuchsrote Lockensandbiene als unfreiwilliger Wirt.
Die nach ihrem Verhalten auch als Kuckucksbiene bezeichnete Täterin flog an einige Blüten und interessierte sich offensichtlich sehr für ein Loch in der Erde, in das sie schließlich hineinschlüpfte. Nach kurzer Zeit kam sie jedoch wieder heraus und wenig später schaute auch die eigentliche Bewohnerin des winzigen Maulwurfshügels an die Öffnung - eine einzellebende Lockensandbiene. Kuckucksbienen bauen nie eigenen Nester für ihren Nachwuchs. Sie sind darauf spezialisiert, für die Aufzucht ihrer eigenen Brut fremde Nester zu nutzen.
Die Schmarotzerin wartet in der Nähe des Nestes, bis sich die Nestbauerin zum Sammelflug entfernt. Dann schlüpft die Kuckucksbiene in das Nest und legt ihr Ei in die Brutzelle, bevor diese verschlossen wird. Die Larve der Kuckucksbiene schlüpft schneller als die Larve der Wirtsbiene und ernährt sich von dem eingetragenen Nahrungsvorrat. Während die Wirtsbienenlarve sterben muss, kann sich die Larve der Kuckucksbiene entwickeln, verpuppen und als fertige Biene das Erdloch verlassen. So wird einmal im Jahr auch eine neue Generation der Stachelbeer-Wespenbiene geboren und nur weniger Fuchsrote Lockensandbienen schaffen es, über das Larvenstadium hinaus zu kommen.
Solche Schauspiele kann man jetzt im Frühling öfter beobachten, jedoch bleiben sie für uns häufig im Verborgenen.
Die schmarotzende Lebensweise scheint so erfolgreich zu sein, dass weltweit rund ein Drittel aller Bienenarten die Aufzucht anderen Bienen überlassen. In Deutschland sind fast 200 Kuckucksbienen-Arten bekannt, die bei den übrigen 400 nicht-parasitischen Bienen leben. Kuckucksbienen haben meist keinen Sammelapparat und sind weitgehend unbehaart.
Der deutsche Name der Wespenbiene spricht übrigens auf den schwarz-gelb geringelten Hinterleib an.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide