Eine kleine Maus huscht auf dem Gehweg entlang und bleibt ängstlich sitzen. Sie kann nie wissen, ob ihr am Tage Gefahr droht, sind doch zu der Zeit so viele Katzen, Autos und Greifvögel unterwegs. Deshalb bewegt sich dieses 20 Gramm leichte kleine Waldmäuschen normalerweise lieber im Schutze der Dunkelheit. Ängstlich schaut es uns mit seinen großen dunklen Augen an, horcht mit den relativ großen Ohren auf jedes feinste Geräusch.
Flink huscht es weg und gibt seine Tarnstarre auf, als es merkt, dass das dunkle Auge der Kamera ihm nichts anhaben wird. Die 90 Millimeter große Waldmaus mit ihrem etwa ebenso langen Schwanz ist nicht nur ein flinker Läufer am Boden, sondern auch ein guter Kletterer, Schwimmer und Springer. Sie muss schnell zu der tiefgegrabenen Erdhöhle, wo ihre sechs Jungen versorgt werden müssen. Ein Waldmaus-Sommer ist sehr anstrengend, bekommen sie doch drei Würfe von April bis Oktober. Die Jungtiere werden nach 24 Tagen Tragzeit und vier Wochen mütterlicher Führsorge selbstständig und können auch schon in ihrem ersten Sommer selbst Geschlechtsreif werden und Junge bekommen. Sie müssen eher auf Quantität setzen und schon früh anfangen, denn so ein Mäuseleben dauert nur 12 bis 15 Monate. Wegen dieser schnellen Vermehrung werden Mäuse auch oft für Tierversuche verwendet. So hat man beispielsweise 1981 bei der Waldmaus als erstem Säugetier einen Magnetsinn nachgewiesen, das heißt, dass diese Mäuse unter anderem zur Ortsbestimmung das Magnetfeld der Erde nutzen.
Die Bestandsschwankungen der Allesfresser sind abhängig vom Nahrungsangebot, aber in Europa ist diese Maus aus der Familie der Langschwanzmäuse eines der häufigsten Säugetierarten überhaupt.
Übrigens wachsen die Zähne bei Mäusen, wie bei allen Nagetieren, ein Leben lang nach.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide