Da hat sich die Natur mal wieder etwas Grandioses einfallen lassen: Einen Tigerschnegel. Er sieht aus wie eine Nacktschnecke und ist auch eine. Jedoch ernährt er sich nicht wie seine unliebsamen Kolleginnen von Pflanzenmaterial, sondern von Aas, Pilzen, Algen und anderen Nacktschnecken sowie deren Eiern und Jungtieren. Dabei kann er etwa gleichgroße Exemplare der glibberigen Pflanzenfresser überwältigen.
Der Tigerschnegel ist durch seine schlankere Statur und durch seine dunklen länglichen Flecken von den anderen Nachtschnecken zu unterscheiden. Was ihn aber mit den Nacktschnecken verbindet, ist sein Zwitterdasein, so kann er sich in Extremsituationen selbst begatten. Aber meistens finden sich zwei Schnegel und verknoten sich dann akrobatisch im Liebesspiel. Jeweils im Sommer kann ein Schnegel in seinem drei Jahre währenden Leben bis zu 300 Eier legen, aus denen nach etwa einem Monat dann die kleinen Jungtiere schlüpfen.
Die Nützlinge sind nachtaktive Tiere, weshalb man sie kaum zu Gesicht bekommt. Dazu kommt, dass sie im Gegensatz zu gewöhnlichen Nacktschnecken eher Einzelgänger sind und nicht unbedingt auf die anderen Tiere einer Kolonie angewiesen sind. Aber wenn sie sich in einem naturbelassenen Garten wohlfühlen, dann sind sie recht standorttreu.
Übrigens hat der Schnegel unter der Haut einen Mantelschild, unter den er seinen Kopf bei drohender Gefahr ziehen kann. Dieser Mantelschild ist ein kleines Kalkplättchen und bedeckt ein Drittel der Körperlänge. Er entspricht dem ursprünglichen Schneckengehäuse.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide