Am Schweriner Schloss ist der ehrenamtlichen Fledermausgruppe um die Biologin Frau Dr. Augustin letzte Woche eine wahrhaft seltene Fledermausart ins Netz gegangen. Von März bis Oktober, wenn die Winterruhe der Tiere beginnt, wird einmal im Monat zu Sonnenuntergang ein Netz durch die Grotte beim Schloss gespannt und eine Stunde lang werden Fledermäuse beim Verlassen ihrer Tagesquartiere gefangen. Die Tiere werden vermessen, gewogen und auf Parasiten hin untersucht, um sie nach der Beringung wieder frei zu lassen. So kann man über die Jahre hinweg einschätzen, wie es um die Populationen am Schloss steht.
Ab August verlassen die Fledermäuse ihre Sommerquartiere. Aufgrund der hohen Aktivitäten unter den kleinen Säugern wird im September jede Woche das Netz am Schloss aufgestellt. Neben der Winterquartierssuche der heimischen Arten findet dann auch die Zugzeit bei den Fledertieren statt. Es gibt Arten, wie die Rauhhautfledermäuse, die bis zu 2200 Kilometer von Lettland nach Spanien ziehen. Tagsüber nutzen sie in dieser Zeit die schützende Grotte als Schlafplatz und im Schutze der Nacht finden u.a. die Rendezvous zwischen Männchen und Weibchen statt.
In der letzten Woche ist nun dort eine 15 Gramm schwere männliche Teichfledermaus gefangen worden - seit 1992 ist dies erst der zehnte Nachweis speziell an der Grotte. Die Teichfledermäuse hingegen fliegen nicht so weit wie die Langstreckenzieher, sie sind im Sommer, wie ihr Name schon vermuten lässt, in Feuchtgebieten von den westlichen Niederlanden über das norddeutsche Flachland bis ins Baltikum zu finden. Für ihre Überwinterung jedoch brauchen sie geeignete Höhlen, wie beispielsweise die Kalkhöhle in Bad Segeberg. So ziehen also auch die Teichfledermäuse kleinere Strecken von höchstens 500 Kilometern zu ihren Winterquartieren.
Im Sommer jagen die 14-20 Gramm schweren Säugetiere über dem Wasser Köcherfliegen, Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten. Sie fliegen so nah an der Wasseroberfläche, dass sie mit ihren großen Füssen ab und an auch kleine Fische erwischen. Für die nahverwandte Wasserfledermaus, die das gleiche Jagdrevier besetzt, sind Fische hingegen eine Nummer zu groß, ist sie doch nur 7-15 Gramm leicht.
Leider wissen wir Menschen noch viel zu wenig über die Freunde der Nacht und müssen sie daher durch Fangaktionen und Lauschangriffe auf die Ultraschallrufe noch näher kennen lernen, um ihnen sinnvoll helfen zu können. Fest steht aber, dass durch Trockenlegung von Feuchtgebieten, Lichtverschmutzung in der Nacht und dem allseits bekannten Insektensterben den Fledermäusen das Leben erschwert wird. Kompliziert ist es auch insbesondere für die Weibchen, die übrigens nur ein Junges pro Jahr bekommen, eine geeignete Wochenstube zu finden. Wegen Gebäudesanierung und Abriss stehen immer weniger Unterschlupfe für Fledermäuse zur Verfügung. Mit einer so geringen Vermehrungsrate ist ihre Population besonders fragil schädlichen Umwelteinflüssen gegenüber.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide