Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) 

Schilfrohrsänger, Acrocephalus schoenobaenus

 

Wie kann ein so kleiner Vogel nur so laut und ausgiebig rufen, wie dieser kleine Schilfrohrsänger es tagein, tagaus tut? Seinem aufgeregten, knarrenden „zrüzrü-trrrt-pürrrrr-wrrwrrr“ folgt ein trillerndes, pfeifendes „Wi-Wi-Wi-lülülülü“. Laut schnalzt er „tsäck“ oder „tjeck“ als Warnruf, wenn er Gefahr in der Nähe vermutet. Lebhaft ist der schlanke Singvogel ab Sonnenaufgang in der Zeit zwischen Mai und Juli, also zur Brutzeit, im Schilf in Bewegung. Ständig auf der Hut, dass ihnen der Kuckuck kein Ei ins Nest legt.

Schilfrohrsänger, Acrocephalus schoenobaenus
 

Mit 13 Zentimeter Körperlänge und einer Flügelspannweite von 20 Zentimetern ist der 12 Gramm leichte graubraune Vogel eigentlich gut getarnt, aber durch seine Lautäußerung und sein immer emsiges Wesen, ist er dann doch leicht zu entdecken. Männchen und Weibchen sind bei den Schilfrohrsängern auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden. Zwischendurch werden Insekten, Spinnentiere oder kleine Weichtiere von den Schilfhalmen gesammelt und verspeist, damit es gleich weiter gehen kann mit der Lautäußerung.

Wie seine Verwandten, zum Beispiel die Drossel- oder die Teichrohrsänger, wird auch der Schilfrohrsänger im Herbst nach Afrika ziehen. Die 6000 Kilometer schafft der Nachtzieher, weil er sich vorher Fettreserven anlegt. Im nächsten Mai wird er wahrscheinlich wieder eifrig sein Schilf besingen, denn diese unglaublichen kleinen Vögel können ohne weiteres 10 Jahre alt werden. Wie viel so ein Schilfrohrsänger, der so leicht ist wie ein Kugelschreiber, in dieser Zeit erlebt, wie viele Kuckuckskinder er großzieht und was er auf seinen im Leben rund 120 000 geflogenen Kilometern sieht, können wir nicht im Geringsten erahnen.

Schilfrohrsänger, Acrocephalus schoenobaenus
Schilfrohrsänger, Acrocephalus schoenobaenus
 

Fotos: Oliver Borchert

Text: Katharina von der Heide