Die Gänse sind wieder unterwegs. In großen Trupps ziehen sie wild schnatternd über die Stadt. Doch Gans ist ist nicht gleich Gans. Wohl bekannt sind die häufigsten unter ihnen, die Graugänse. Am dritthäufigsten kommen die Saatgänse als Durchzügler bzw. als Wintergäste nach Deutschland und halten sich dann im norddeutschen Flachland und an der Ostseeküste auf. In Mecklenburg-Vorpommern finden sich in der kalten Jahreszeit besonders viele dieser Vögel. Allerdings gibt es einige Unterarten wie die Waldsaatgans deren Bestand inzwischen schon bedroht ist.
Diese Tundrasaatgänse haben sich im Grambower Moor zum Schlafen eingefunden. Für sie ist das tägliche pendeln von den bis zu zehn Kilometer entfernten Wiesen und Äckern, auf denen sie fressen, und dem Schlafplatz normal. Leider wird es im Grambower Moor zum Schlafen immer enger, da die sogenannten Frästorf-Flächen, auf denen sonst Kranich und co mit den Füßen im Wasser standen, nun wegen absinkender Wasserstände seit wenigen Jahren trocken gefallen sind. Nun haben sich etliche Kraniche neue Übernachtungsplätze gesucht und einige übernachten inzwischen am Rande des Großen Moorsees gemeinsam mit den schnatternden Gänsen. Wobei die Saatgänse eher zu den nicht so ruffreudigen Gänsen gehören. Auch der Große Moorsee verlandet in rasanter Geschwindigkeit und es ist zu befürchten, dass die Kinder der Gänsefamilien in wenigen Jahren nicht mehr an den sicheren Schlafplatz der Eltern zurückkehren können. Doch wie wir das einzigartige Regenmoor erhalten können, ist ein anderes Thema.
Zurück zu den Gänsen aus der Arktis: Die Saatgänse suchen sich im hiesigen Winterquartier im zweiten oder dritten Lebensjahr den Partner für ihr etwa zwanzig Jahre währendes Leben. Die Paarung findet dann etwas später im Frühling im nordskandinavischen oder sibirischen Brutgebiet auf einem der vielen idyllischen Seen statt. Anderthalb Monate nach der Eiablage sind die Jungvögel bereits flügge und die Eltern haben nach der Mauser ein neues Daunenkleid. Die Familie bleibt bis in das nächste Jahr hinein zusammen, auch wenn sie in großen Trupps wieder in südlichere Gefilde ziehen. Oft suchen sie immer wieder die gleichen Routen für den Zug und die selben Stellen zum Brüten und zum Überwintern aus.
Übrigens: es kann schon mal vorkommen, dass sich eine Saatgans in eine Grau- oder Blässgans verliebt und sie einen gemeinsamen Kinderwunsch haben. Heraus kommen dann hybride Jungvögel.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide