Das alljährliche Röhren der Hirsche und der Kranichzug gehören zu den sehens- und hörenswertesten herbstlichen Schauspielen des herbstlichen Mecklenburg-Vorpommerns. Nicht nur auf dem Darß können Naturfreunde abends beides beobachten, auch in der Umgebung von Schwerin leben die Hirsche in den Wäldern und die Kraniche sammeln sich unter großem Trara auf den Feldern für die Reise. Hier leben beide Arten zwar versteckter im Wald, jedoch machen sie so viel Lärm, dass es nicht zu überhören ist. Denn die männlichen Rothirsche haben in diesen Wochen enormen Stress. Es ist Brunftzeit. Bei so viel Testosteron wird schon mal das Fressen vergessen und nicht nur laut geröhrt, sondern auch mit dem mächtigen Geweih gedroht und im Notfall gekämpft. Außerdem muss der Platzhirsch schauen, dass kein anderer großer Paarhufer sich der Herde weiblicher Rothirsche nähert.
In acht Monaten bekommen die geweihlosen Weibchen dann je ein Junges mit hell geflecktem Fell. Das Hirschkalb wird ein halbes Jahr lang gesäugt, bevor es erst mit zwei bis drei Jahren geschlechtsreif wird. Die männlichen Hirsche wachsen noch bis zum achten Lebensjahr, während das sogenannte Kahlwild, also die kleineren Weibchen, schon im fünften Lebensjahr ausgewachsen sind. Insgesamt können Hirsche durchaus ein stattliches Alter von zwanzig Jahren erreichen. Es sei denn, sie begegnen vorher einem Jäger, denn die Tiere sind sehr schmackhaft und die weitverzweigten Geweihe sind begehrte Jagdtrophäen. Übrigens: Je älter der vierbeinige Stirnwaffenträger ist, um so verzweigter ist sein Geweih. Da haben es die weiblichen Tiere womöglich etwas besser. Sie müssen nicht jedes Jahr ein fünf Kilogramm schweres Geweih mit sich rumschleppen, um es im Frühling wieder abzuwerfen, damit sich ein neues ausbilden kann.
Weil die Hirsche unter Jägern so begehrt sind, leben sie heutzutage sehr versteckt im Wald. Eigentlich sind diese größten Landsäugetiere Deutschlands in halboffenen Landschaften zuhause. Dort finden die Vegetarier ihre Nahrung, die aus Gräsern, Flechten, Beeren und Blättern besteht. Aber genauso gerne fressen sie im Wald junge Baumtrieben, Pilzen, Baumrinde oder Eicheln. Am Darßer Ort finden sie ihren natürlichen Lebensraum. Dort werden sie nicht bejagt und man kann sie gut auch schon am Nachmittag beobachten.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide