Mehr als zwei Dutzend Regenwürmer fanden wir Anfang der Woche bei einem Spaziergang auf den Wegen. Sie waren vor dem anhaltenden Regen bei lauen Temperaturen aus der Erde geflüchtet und auf die Wege gespült worden. Nun suchten sie vergeblich nach Eingängen im Asphalt. Ein paar waren schon zertreten oder überfahren, doch viele konnten wir über den Weg bugsieren.
Die eigentlich nachtaktiven Regenwürmer gehören nicht gerade zu den Lieblingstieren der Menschen, dabei sind sie äußerst nützlich: Die Bodenbewohner lockern nicht nur die Erde auf, nein, sie bringen auch Pflanzenteile unter die Erde, ernähren sich von diesen und verteilen den "Dünger" gleichmäßig im Boden. Eine ganze Armada durchpflügt unsere Gärten. Schon auf einem Quadratmeter befinden sich mehrere hundert dieser glitschigen Würmer und in Deutschlands Böden sind fast fünfzig Regenwurm-Arten heimisch. Am bekanntesten sind unter ihnen die bräunlichen Kompostwürmer und die längeren Gemeinen Regenwürmer, die bis zu 30 Zentimeter lang werden können. Je nach Alter gliedern sich diese regen Ringelwürmer in bis zu 160 Segmente. Wenn vom Alter eines dieser gürteltragenden Wenigborster gesprochen wird, ist ein Alter von bis zu acht Jahre gemeint. Geschlechtsreif werden die Zwitter übrigens erst nach ein bis zwei Jahren, wenn sie auch ihren auffälligen Gürtel ausgebildet haben. Mittels Schleimabsonderung verbinden sich dann zwei Regenwürmer miteinander, um gegenseitig Samenzellen auszutauschen.
Faszinierend ist auch ihre Fortbewegung, können sie doch durch ihre Miniborsten und die Ring- und Längsmuskulatur problemlos vorwärts und rückwärts kriechen. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit: Jedes Körpersegment besitzt die genetische Anlage, den After wieder auszubilden, aber nicht den Kopf. So kann ein halbierter Wurm sein Hinterteil nachwachsen lassen. Während dieser Regenerationsphase fallen die Tiere in eine Körperstarre. Oft überleben sie aber eine Durchtrennung wegen einer Wundinfektion nicht. Wenn sie von einem der vielen Fressfeinde gepackt werden, können Regenwürmer sogar auch aktiv einen Teil von sich abwerfen.
Nun ist es schon wieder kälter geworden und die Regenwürmer haben sich tief in die feuchte Erde zurückgezogen, um dort zusammengeringelt die kalte Zeit zu verschlafen.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide