Die Natur ist immer wieder faszinierend. Schlupfwespen gehören zu den unglaublichen Tieren, die die Welt im Laufe ihrer Evolution hervorgebracht hat. Dieses von Europa bis Japan weit verbreitete Exemplar besitzt keinen deutschen Namen, sondern nur den lateinischen Titel Ophion obscuratus, der sich wie ein Zauberspruch liest.
Zwanzig Millimeter lang ist dieses zierliche Wesen, welches nun auf einem Blatt den Tag verschläft. Es wurde von seiner Mutter einzeln in ein Ei eines Nachtfalters in unserem Garten gelegt. Wahrscheinlich war es ein Kohleulen-Ei, denn dass es Kohleulen-Raupen bei uns gibt, darauf weisen einige Spuren: der Kohl und die Kräuter im Beet haben zahlreiche Fraßspuren und auf der angrenzenden Wildwiese finden die Kohleulen-Raupen ebenfalls ihre Nahrung.
Die Wirtsraupe schlüpft aus ihrem Ei und wächst mit der Larve der Schlupfwespe im Körper heran. Erst im letzten Stadium der Nachtfalter-Raupe wird sie getötet und die Schlupfwespe schlüpft aus ihrer bis zu dem Zeitpunkt noch lebenden Behausung.
Als fertige Schlupfwespe ernährt sich das nacht- und dämmerungsaktive Tier von Nektar. Sie gehören auch zu den zahlreichen Insekten, die vom künstlichen Licht magisch angezogen werden.
Übrigens benötigt das Weibchen der Ophion obscuratus im Gegensatz zu anderen Schlupfwespen keinen langen Legestachel, um die sich weit ins Holz gebohrten Raupen zu erreichen. Sie sind auf Nachtfalter spezialisiert.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide