Da klingelte bei uns wieder einmal das Fledermaus-Notruf-Telefon. In Sacktannen war eine Fledermaus in einer Werkshalle auf dem Boden gefunden worden. Mit nur 3,1 Gramm wog sie selbst für eine Mückenfledermaus zu wenig. Sie war völlig entkräftet. Dankbar nahm sie die ersten Wassertropfen aus einer Pipette und die Aufbaunahrung fraß sie ebenfalls mit großen Schlucken. Mehlwürmer wurden schnell zu ihrem Leibgericht. Als er - ein Fledermaus-Mann zeigt am unteren Bauch, was er hat - am nächsten Tag deutlich aktiver war, ließ ihn Oliver Borchert im gut abgesicherten Keller fliegen. Mehrere Runden drehte die inzwischen wieder mobile Fledermaus dort. Am Abend hatte sie schließlich ein Vollgewicht von stattlichen 4,61 Gramm auf die Waage gebracht und wurde eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang in der Nähe der Fundstelle wieder in die Freiheit entlassen. Schnurstracks flog der Zögling zu seinen Fledermaus-Kollegen.
Da Fledermäuse mit dem Insektensterben und dem Klimawandel zu kämpfen haben, sie aber vor allem pro Jahr nur ein Junges zur Welt bringen, lohnt es sich, für den Artbestand um jedes geschwächte Tier zu kämpfen. Falls Sie einmal eine Fledermaus auf dem Fußboden finden, dann stimmt etwas mit dem Säugetier nicht. Die Tiere schlafen tagsüber normalerweise in gutgeschützten Ritzen. Melden Sie sich dann gerne über fledermausfund@olbor.de oder rufen Sie unter 017648155713 an. Auch eine tote Fledermaus sollte gemeldet werden. Sie kann der Wissenschaft noch wichtige Informationen liefern und somit den Artgenossen helfen.
Fassen Sie die Tiere jedoch nicht mit den bloßen Händen an, sondern nehmen Sie dafür ein Tuch oder einen Handschuh. Fledermäuse sind die einzigen Tiere in Europa, die theoretisch noch die tödliche Krankheit Tollwut übertragen können.
Übrigens würden die kleinsten heimischen Fledermäuse, also die Zwerg- und Mückenfledermäuse, zusammengefaltet in eine Streichholzschachtel passen. Dass es sich dabei um zwei verschiedene Arten handelt, ist erst seit wenigen Jahren bekannt, da sie vom Aussehen her fast identisch sind. Leichter hingegen ist es, die beiden Arten anhand der Ultraschallrufe zu unterscheiden.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide