Auch wenn Wind und Regen nicht wirklich an den nahenden Frühling denken lassen, so merken die Vögel doch an der Tageslänge, dass es auf die Reise in die Brutgebiete geht. So erwacht auch die Lewitz langsam aus der Winterruhe und bietet als Rastplatz für viele Vögel ideale Bedingungen auf dem langen Flug nach Norden und Osten.
An ihrem charakteristischen Flugbild erkennt der Beobachter Kiebitze schon von weitem, auch ohne Fernglas. Mit gemächlichen Flügelschlägen ihrer breiten, paddelartigen Flügel fliegen die Watvögel über die Wiesen. Eine solche offene und flache Landschaft wie in der Lewitz bevorzugen die Bodenbrüter auch in wenigen Wochen, um dort ihre Nester zu bauen.
Augenfällig ist bei genauerer Betrachtung auch die zweizipflige Haube am Kopf der etwa taubengroßen Vögel aus der Familie der Regenpfeifer.
Hier zu Lande trägt der Kiebitz seinen Namen übrigens wegen seines einprägsamen Rufes. In Schlesien hingegen wurde der Kiebitz deshalb als todbringender Vogel gesehen: Sein Ruf wurde dort als "Komm mit" gedeutet.
Um den Kiebitz und seine Eier ranken sich einige Geschichten, so sollen seine Eier im 18. Jahrhundert als Delikatesse gegolten haben. Otto von Bismarck mochte diese braungefleckten Eier ebenfalls sehr gerne und bekam zum Geburtstag immer 101 Eier geschenkt. In Holland hingegen wurde für den König das erste Ei im Jahr gesucht. Wer es fand wurde wie ein Volksheld gefeiert.
Heute werden die Gelege und die Vögel in der gesamten Europäischen Union streng geschützt und stehen in Deutschland seit 2015 auf der Roten Liste als gefährdete Vogelart. Die Entwässerungen von Feuchtwiesen und die frühe Mahd machen Äcker und Wiesen als Bruthabitate unattraktiv.
Die Eiersucher in Holland gehen nun mit einer Genehmigung zum Schutz der Wiesenvögel in die Brutgebiete, nicht um das erste Ei dem König zu bringen. Sie markieren die Nester oder stellen Schutzvorrichtungen auf, damit Landwirte den Bereich meiden können und die Vögel in Ruhe brüten können. Ähnliche Programme gibt es inzwischen auch in Nordwestdeutschland
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide