Großer Brachvogel (Numenius arquata)

Großer Brachvogel (c) Oliver Borchert

Für Vogelbeobachtungen ist die Lewitz südlich von Schwerin ein wahres Eldorado. Neben Beutelmeisen, die gerade ihr Nest bauten, sahen wir neulich an den Fischteichen auch Fischadler beim Jagen. Eisvögel und Seeadler gehören glücklicherweise inzwischen schon zum Standard einer jeden Beobachtung in solchen Gebieten. Doch der eigentliche Höhepunkt kam für uns auf dem Rückweg am Abend: die Großen Brachvögel stolzierten über die riesigen ebenen Felder auf der Suche nach Insekten und Würmern, die sie mit ihrem charakteristisch langen und stark nach unten gekrümmten Schnabel aus der Erde ziehen. Auch als Pinzette ist so ein Schnabel praktisch, wenn man beispielsweise eine Schnecke aus ihrer Schale angeln möchte.

 

Großer Brachvogel (c) Oliver Borchert

Zwischen März bis Mai brüten ein paar dieser charakteristischen Wiesenvögel in der Lewitz. Durch die Entwässerung von Moorgebieten verloren die Vögel im Laufe der letzten 150 Jahre sehr viele geeignete Brutgebiete, was zu einem erheblichen Rückgang der Bestände führte und sie inzwischen auf die Roten Liste der bedrohten Brutvögel in Deutschland geführt hat.

Die Küken der Bodenbrüter sind Nestflüchter. In den ersten Tagen werden die kleinen Federknäule von beiden Eltern geführt, bevor später eher der Vater diese Aufgabe übernimmt. Mit etwa sechs Wochen wird der Nachwuchs dann flügge. Dann können sie bald den Eltern in ihr Winterquartier folgen, welches an den mitteleuropäischen Küsten im Watt aber auch auf Feldern und Feuchtwiesen liegt, wo die Tiere auch zu der kalten Jahreszeit gut Insekten, Würmer, Schnecken und Muscheln finden können.

Großer Brachvogel, Numenius arquata, im Flug

Diese unscheinbar gefärbten Schnepfenvögel können bis zu 20 Jahre alt werden. Es handelt sich dabei mit ungefähr 55 Zentimetern um die größten europäischen Watvögel bei einem Gewicht von 600-1000 Gramm.

Übrigens: Das sehnsüchtige Trillern und Pfeifen der Brachvögel ist so eindrücklich und melodisch, dass es den finnischen Komponisten Einojuhani Rautavaara inspirierte. Er brachte 1972 seine bekannte Komposition "Cantus Arcticus" als Konzert für Vögel und Orchester heraus, für das er in Nordfinnland Aufnahmen machte, die beim Konzert eingespielt werden.   

 


Großer Brachvogel (c) Oliver Borchert
Großer Brachvogel (c) Oliver Borchert
Großer Brachvogel (c) Oliver Borchert
Großer Brachvogel (c) Oliver Borchert

Fotos: Oliver Borchert

Text: Katharina von der Heide