Diese Begegnung war eine ganz besondere, doch leider habe ich beim Schwimmen kein Fernglas dabei gehabt und konnte sie deshalb nur mit bloßem Auge verfolgen. Mit kurzen raschen Flügelschlägen flogen vor wenigen Tagen zwei Flussuferläufer niedrig über dem Wasser des Lankower Sees ringsherum das Ufer entlang - rasant schnell wie Bahnradfahrer. In Mitteleuropa sind diese Schnepfenvögel stark gefährdet und es gibt kaum noch Brutpaare. Um so faszinierender, dass wir sie in Schwerin jetzt schon zum zweiten Mal beobachtet haben.
Die bodenbrütenden Flussuferläufer brauchen für ihr Nest natürliche locker bewachsene Kiesbänke im Wasser. Wo gibt es die im bebauten Mitteleuropa heutzutage noch? Obwohl sich beide Elternteile hingebungsvoll um Brut und Nachwuchs kümmern, überlebt schon bei guten Brutbedingungen nur ungefähr ein Viertel der kleinen nestflüchtenden Flussuferläufer die ersten Lebenswochen.
Im Norden oder Nordosten Europas kann man diese etwa 20 Zentimeter großen und 60 Gramm schweren Vögel im Sommer besser beobachten oder zur Zugzeit im Herbst an unter Ornithologen bekannten Raststätten. Ein schönes Schauspiel ist dann die Suche nach kleinen Krebsen, Weichtieren oder Spinnen und Insekten am Ufersaum. Dabei läuft der flinke Vogel am Boden entlang und wippt beiläufig mit dem länglichen Hinterkörper auf und ab. Wir haben eine solche Begegnung auch im letzten Jahr beim Paddeln auf der Recknitz gehabt, wo dieses Foto entstand und der kleine Vogel auf den Seerosenblättern nach Nahrung suchte. Tauchen können Flussuferläufer übrigens auch, aber nur bis zu einem Meter tief und bis zu zwanzig Sekunden lang.
Wie alle Zugvögel bleiben Flussuferläufer nur von April bis September in den nördlichen Gefilden. Meist nachts ziehen sie dann im Herbst nach Südeuropa und Afrika.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide