Bei so einem schiefen Gebiss schlägt vermutlich jeder Kieferorthopäde die Hände über dem Kopf zusammen, doch denkt man im ersten Moment nicht, dass hier alles seine Richtigkeit hat und der Vogel mit seinem gekreuzten Schnabel besonders leicht Samen knacken kann. Auch als drittes Greifinstrument kann der gebogene Schnabel sehr nützlich sein.
Auf dem Speiseplan dieser zwei weiblichen Fichtenkreuzschnäbel stehen vor allem Fichtensamen. Die männlichen Fichtenkreuzschnäbel tragen ein eher rötliches Gefieder. Diese wenig territorialen Singvögel sind somit oft in Nadelwäldern zu finden, doch ist ihr Verhalten eher unauffällig.
Die wanderfreudigen Vögel sind oft in kleinen Trupps unterwegs, kommen aber meist eher unregelmäßig vor, je nachdem wo sie gerade ein gutes Nahrungsangebot finden.
Der Kreuzschnabel brütet im Winter in Tirol, weshalb er dort in hohen Ehren gehalten und zum Nationalvogel des bäuerlichen Volkes wurde. Der auch als Christvogel bekannte Vogel spielt in einer Christuslegende eine Rolle: "als Jesus angst und bang unter den bittersten Schmerzen am Kreuze hing, flog ein mitleidiger Vogel herbei und zog mit all seiner schwachen Kraft an dem Nagel, der sein Handgelenk durchbohrt hielt. Sein Schnabel bog sich krumm vor Anstrengung. Zum Dank segnete Jesus den gutherzigen Vogel und verlieh ihm zum ewigen Zeichen seiner edlen Tat die Kreuzform des Schnabels."
Auch verschiedene Heilkräfte werden dem Kreuzschnabel aus der Familie der Finken nachgesagt, warum er auch "Gichtvogel" genannt wird. So viele gute nachgesagte Eigenschaften wurden für den Vogel oft mit Freiheitsentzug durch Käfighaltung gedankt.
In Europa kommen heute noch fünf Kreuzschnabelarten vor, von denen der Fichtenkreuzschnabel am Häufigsten vertreten ist.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide