In den letzten Tagen summte und brummte es bei sonnigem Wetter im Garten. Zitronenfalter und Pfauenaugen gaukelten in den ersten warmen Sonnenstrahlen. Die Vögel zwitscherten um die Wette und begrüßten den lang ersehnten Frühling. Nur der Teich scheint noch ruhig dazu liegen. Wenn man jedoch genau hinsieht, tummeln sich auch im Wasser schon Vorboten des Sommers. Hier zum Beispiel eine Larve einer Eintagsfliege. Unter den Fluginsekten ist diese Art eine der ursprünglichsten. Fossilien von Urahnen dieses Insekts weisen nach, dass es sie schon im oberen Karbon gab.
Als ausgewachsene Fliege leben diese Tiere tatsächlich nur ein paar Stunden bis Tage. Der einzige Zweck des kurzen beflügelten Lebens ist die Paarung und anschließende Eiablage. Damit müssen sie sich also beeilen. Da bleibt keine Zeit zum Fressen oder Schlafen. Einer inneren Uhr folgend schlüpfen die Fliegen aus ihrer Larvenhaut und steigen in großen Schwärmen aus dem Wasser. Beim Hochzeitstanz paaren sie sich im Flug. Die männlichen Eintagsfliegen haben ihr Werk vollbracht und sterben. Die weiblichen Fliegen legen die Eier ins Wasser und hauchen ihr Leben kurze Zeit später ebenfalls aus. Nach ungefähr fünf Wochen schlüpfen aber schon wieder die Larven der neuen Generation aus den Eiern.
Übrigens handelt es sich bei den Eintagsfliegen um den artenreichsten und individuenreichsten Besiedlerstamm mitteleuropäischer Fließgewässer. Aber auch in stillen Gewässern mit guter Wasserqualität fühlen sich diese Larven offensichtlich wohl. Bei diesem Exemplar handelt es sich um eine schwimmende Form und nicht um die Steinklammerer oder die grabende Form. Man kann es gut an den seitlich ausgebildeten Kiemen und den langgestreckten Körper erkennen. Diese Kiemen nützen der Larve auch zum Antrieb beim Schwimmen. Im Larvenstadium fressen die Eintagsfliegen lebende und abgestorbene Pflanzensubstanzen und häuten sich ungefähr zwanzig Mal. Mindestens ein Jahr lang warten sie auf ihren großen Tag, an dem sie an die Oberfläche steigen und wenige Stunden fliegen.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide