Zurzeit sind wieder viele Wespen zu beobachten, und tatsächlich erreicht in diesen Wochen ihre Individuenzahl ihren Höhepunkt, bevor der gesamte Staat vor dem nahenden Winter sterben wird. Nur die Jungkönigin wird in einem kleinen Schlupfloch mit geeignetem Mikroklima den Winter überleben, um im nächsten Jahr alleine einen neuen Staat zu gründen.
In dunklen Mäuselöchern oder auch unter dem Dach eines Wohnhauses fängt sie dann erst mit einer Art Lampenschirmchen an der Decke ihrer neuen Behausung an, ein Nest zu bauen. Eine zierliche Wabe bildet den Kern, die aus etlichen waagerecht nebeneinanderliegenden sechseckigen Zellen besteht. Man kann es sich ähnlich wie einen Bienenstock vorstellen, nur dass die Zellen nicht vertikal aufgebaut sind, sondern horizontal mit der Öffnung nach unten. Das Nest besteht aus zerkauten und eingespeichelten mürben Holzfasern und ist daher zerbrechlicher und leichter als das der Bienen. Im Laufe eines Jahres wächst der von einem blättrigen Mantel umgebene Bau der Wespen bis zu einer Größe eines Kürbisses heran und besteht dann aus fünf bis sieben untereinander hängenden Waben.
Nun ist ein Wespenstaat auf etwa 4000 Individuen angestiegen, die alle ihre Aufgaben haben: Die einen sind für den Nestbau zuständig, die anderen für die Zellensäuberung, eine dritte Gruppe für die Nahrungsbeschaffung und eine weitere versorgt die Königin. Für die Larvenfütterung gibt es natürlich auch Wespen. Übrigens bekommen die Larven der Wespen vorwiegend Insekten zu fressen. Das ist auch der Grund, warum sie besonders oft beim Grillen im Sommer herumfliegen. Dort halten sie Ausschau, ob etwas Tierisches für sie abfällt. Um Nahrung für sich selbst zu bekommen, werden sie vor allem durch süße Düfte angelockt.
Als Mensch mag man es kaum glauben, dass diese weitverbreiteten ungeliebten Insekten mit dem giftigen Stachel einen funktionierenden sozialen Staat haben. Aber auch diese sogenannte Deutsche Wespe sticht nur, wenn sie sich bedroht fühlt.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide