Blindschleiche (Anguis fragilis) 

Blindschleiche, Anguis fragilis, im Naturentdeckerblog von Katharina von der Heide und Oliver Borchert

 

Der Name Blindschleiche lässt zwar vermuten, dass diese zu den Reptilien zählenden Tiere nichts sehen können, jedoch kommt die Bezeichnung vom althochdeutschen Plintslîcho, was eher auf ihre glänzende, blendende Schuppenhaut zurück zu führen ist.

Die für Menschen völlig harmlose Schleiche ist keine Schlange, auch wenn sich diese bei uns häufige Echsenart genauso fortbewegt wie ihre mitunter gefürchteten Verwandten.

Blindschleiche, Anguis fragilis, im Naturentdeckerblog von Katharina von der Heide und Oliver Borchert

Ihre äußeren Gliedmaßen sind ebenso zurückgebildet, jedoch sind im Skelett noch Ansätze von Schulter- und Beckengürtel zu erkennen. Und im Gegensatz zu den Schlangen, die keine Augenlider besitzen, können Blindschleichen blinzeln. Besser als die farbenblinde Sehkraft sind jedoch Geruchs- und Tastsinn ausgeprägt. Damit erbeuten sie Nacktschnecken, Regenwürmer und unbehaarte Raupen sowie Kellerasseln und andere kleine Lebewesen. Sie packen ihre Beute mit ihrem Kiefer, wobei ihnen das nach hinten gekrümmte Gebiss dabei hilft, die schlüpfrige Nahrung nicht wieder los und sie langsam in einem Stück in sich hinein gleiten zu lassen. Übrigens ist es bei den Blindschleichen wie bei den Menschen, verlieren sie doch im Alter oft einige Zähne. 

 

Und wenn ich vom Alter einer Blindschleiche spreche, dann meine ich ein Alter von bis zu fast 50 Jahren. Leider erreichen sie dieses nur in Gefangenschaft. In der freien Wildbahn hingegen haben sie zu viele Fressfeinde wie Wildschweine, Ratten oder Vögel. Außerdem drohen ihnen zivilisatorische Gefahren: Sie nutzt gerne die Straßen, um Wärme zu tanken und werden dann beim Sonnenbad oft überfahren.

Den Winter über verharren die Blindschleichen in Gruppen in der Erde, bevor sie die ersten wärmenden Sonnenstrahlen im März und April herauslocken und im Mai die Paarungszeit kommt. Die weiblichen Blindschleichen gebären nach etwa 13 Wochen Tragzeit ihre acht Zentimeter langen Jungtiere in einer sehr dünnen transparenten Eihülle, die sofort nach der Geburt durchstoßen wird. Erst mit vier Jahren werden die Jungtiere geschlechtsreif und häuten sich in der Aktivitätsphase jährlich drei bis vier Mal bis sie ausgewachsen eine Länge von ungefähr 45 Zentimetern erreicht haben.

 

 
Blindschleiche, Anguis fragilis, im Naturentdeckerblog von Katharina von der Heide und Oliver Borchert
Blindschleiche, Anguis fragilis, im Naturentdeckerblog von Katharina von der Heide und Oliver Borchert

Fotos: Oliver Borchert

Text: Katharina von der Heide