Hunderte Fluginsekten summen und brummen im wilden Wein, der an unserem Balkon prächtig wächst. Von den eher unscheinbaren Blüten werden Schwebfliegen, Bienen und Hummeln angezogen und bestäuben emsig die unzähligen kleinen Vermehrungsorgane der Pflanze, um selbst mit Pollen und Nektar nach Hause zu fliegen.
In Deutschland sind 36 Hummelarten bekannt. Die meisten dieser ruhigen und fleißigen Tierchen leben nur wenige Monate im Sommer. Lediglich die zuletzt geschlüpften Weibchen paaren sich und suchen sich dann einen geschützten Platz zum Überwintern. Als Jungkönigin bilden sie im nächsten Frühjahr einen neuen Staat. Auch die Königin dieser Ackerhummel flog kurz zur Nektaraufnahme, um sich dann in Hohlräumen einen geeigneten Platz für ihren Nestbau zu suchen. Hat sie einen Ort gefunden wurden kleine Näpfchen aus Wachs sowie zerbissenem Gras und Moos hergestellt.
Für die ersten Eier stellte sie eine fünf Millimeter große hohle Kugel her, in die sie die 5-15 Eier und Pollen als Nahrung füllte. Später baute die Königin an diesen ersten Napf kleine Wachstaschen, die ebenfalls mit Pollen gefüllt und verschlossen wurden. Nun konnten sich die nach drei bis fünf Tagen geschlüpften Larven von der Seite hineinfressen. Deshalb gehören die Ackerhummeln übrigens auch zu den sogenannten Pocketmakern. Für sich selbst hat die Königin auch einen Vorrat mit Nektar in einem selbstgebauten Gefäß angelegt. Nach etwa einer Woche verspinnen sich die Larven getrennt in jeweils einen pergamentartigen Kokon und schlüpfen nach etwa zehn Tagen als ausgewachsene Hummel. Übrigens sind die im Frühsommer schlüpfenden Ackerhummeln wesentlich kleiner, als die, die einige Wochen später ans Licht der Welt kommen.
Nach der ersten Staatenbildung kann die Hummelkönigin sich dann ausschließlich der Eiproduktion widmen, während die Arbeiterinnen für den Nestbau und die Brutpflege zuständig sind.
Im August erreicht das Nest mit 60-150 Individuen dann die maximale Populationsstärke. Im September stirbt jedoch die Königin und mit ihr fast ihr gesamtes Volk. Nur die letztgeschlüpften sind, wie oben beschrieben, im nächsten Jahr die ersten Hummeln, die wiederum einen neuen Staat bilden.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide