Fledermäuse haben im Frühling ihre Jungen zur Welt gebracht, die sie jetzt im Sommer entweder in der sogenannten Wochenstube lassen oder sie am Bauch hängend auf ihre nächtlichen Beutezüge nach Insekten mitnehmen. Manchmal kommt es dabei vor, dass eine Mutter ihr Kind verliert oder es bei den ersten eigenen Flugversuchen abstürzt. Oft finden Menschen sie dann am Tag auf dem Boden liegend oder offen an einer Wand hängend. Das ist nicht normal, denn sie schlafen tagsüber in kleinen Ritzen oder in der Wochenstube in einem Hohlraum hinter einer Spalte. Damit der Findling nicht von anderen Räubern gefressen wird, sichern die Finder sie am Besten in einem Pappkarton. Doch wird empfohlen, beim Anfassen immer Handschuhe zu tragen, denn sehr selten kommt es vor, dass eine Fledermaus Tollwut hat und sie den Retter mit ihrem Miniraubtiergebiss in den Finger beißt. Nur wer gegen diese Viruserkrankung geimpft ist, kann das kleine Lebewesen gefahrlos mit bloßen Händen anfassen.
Verloren gegangene Jungfledermäuse werden manchmal von ihren fürsorglichen Müttern wieder eingesammelt. Deshalb sollte die Fledermaus, sofern sie noch gut genährt scheint, zur Dämmerung in einem offenen Karton in der Nähe der Fundstelle so platziert werden, dass kein anderes Tier sie fressen kann. In den Karton wird eine Flasche mit warmem Wasser gestellt, die mit einer rauen Socke überzogen wird. Auf diese Erhöhung kann die kleine Fledermaus klettern und die Mutter kann ihr Kind von der erhöhten Warte abholen. Doch oft passiert dies nicht. So ist es wohl auch dem Findelkind Margrit ergangen. Vor einer Woche wurde diese kleine unterernährte Wasserfledermaus in Retgendorf gefunden und der örtliche Fledermausschutz alarmiert.
Die kleine knapp drei Gramm wiegende Margrit wurde eine Woche lang von einem ehrenamtlichen Fledermausexperten gepäppelt, bis sie deutlich über drei Gramm wog. Es geht nicht immer gut, aber wenigstens bekommen die kleinen Wesen so noch einmal eine Chance, in ihre Fluglaufbahn zu starten.
Übrigens können Fledermäuse ein stolzes Alter von zwanzig Jahren erreichen und sie bekommen, im Gegensatz zu Vögeln und anderen Tieren, meist nur ein Junges pro Jahr. Fast alle Fledermausarten gehören inzwischen zu den stark bedrohten Arten und sind streng geschützt. Ihnen setzt das Insektensterben sehr zu, ganz zu schweigen von dem fehlenden Lebensraum und den abgedichteten Häuser als Überwinterungs- und Schlafstätten. Außerdem wissen wir noch viel zu wenig über diese faszinierenden Freunde der Nacht. Daher retten die ehrenamtlichen Fledermausschützer unermüdlich jedes fliegende Säugetier und freuen sich über das Treiben am nächtlichen Himmel. Falls Sie einmal eine verunglückte Fledermaus finden sollten, melden Sie sich doch bitte umgehend bei der Schweriner Fledermausgruppe unter fledermausfund@olbor.de.
Fotos: Oliver Borchert
Text: Katharina von der Heide